Originaltitel: Legacy__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2020__ Regie: R. Ellis Frazier__ Darsteller: Luke Goss, Louis Mandylor, Renton Pexa, Roberto ‘Sanz’ Sanchez, Matt Valvardi, Audrey De León, Elya Baskin, Marshal Hilton, Ian Sharp, Alain Mora, …
Wer sich nach dem Betrachten der zugehörigen Cover/Poster-Motive solche Dinge wie Explosionen und/oder ‘ne grüne Wiese im Film erhofft, der wird auch in der Hinsicht von “Legacy” enttäuscht werden…
Zum deutschen Trailer geht´s hier!
Bei “Legacy” (2020) handelt es sich um einen Action-Thriller von Regisseur R. Ellis Frazier, der seit seinem durchaus soliden 2010er Spielfilm-Debüt “Across the Line: The Exodus of Charlie Wright” jedoch bloß nur noch eine Reihe mauer B-Movies abgeliefert hat – unter ihnen “Larency” (mit Dolph Lundgren) und “Rumble” (mit Gary Daniels). Leider erreicht das hier nun zur Besprechung vorliegende Werk ebenfalls nicht einmal den Eindruck “qualitativer Durchschnittlichkeit” – wofür dem zugehörigen Drehbuch eine eindeutige Mitschuld zuzuschreiben ist. Jenes stammt von Robert Orr: Seines Zeichens immerhin der Verfasser von “Savior” (mit Dennis Quaid) sowie Co-Autor von “Underworld: Rise of the Lycans” und “the Resident” (mit Hilary Swank) – welche allesamt bessere, unterhaltsamere Streifen sind…
Lange schon ist der MI6-Agent Gray (Luke Goss) hinter dem serbischen Kriegs-Verbrecher Boranovic (Elya Baskin) her, der zudem auch ein mächtiger Crime-Boss (mit Connections und Einfluss nördlich und südlich der amerikanisch-mexikanischen Grenze) ist. Von einem schwer bewaffneten Polizei-Kommando unterstützt, gelingt es Gray nun endlich, den Widerling bei einer Hochzeit in Belgrad zu verhaften sowie umgehend nach Den Haag auszufliegen, um ihn dort vors Internationale Strafgericht zu stellen. Bereits in wenigen Tagen soll der Prozess starten – doch fehlen noch bestimmte Beweise zur konkreten Belegung einzelner ihm zur Last gelegter Punkte: Speziell bezieht sich das auf die Verschleppung und Vergewaltigung mehrerer Frauen – von denen er zwei im Zuge dessen obendrein geschwängert haben soll…
In dieser frühen Phase des Verlaufs werden prompt nicht unerhebliche “Logik-Schwächen” bemerkbar. Es wird betont, wie wichtig dieser Teil der Anklage ist – während auf die übrigen Taten kaum weiter eingegangen wird. Eine Überlebende will gegen ihren Peiniger aussagen – welche damals sogar Zeugin einer brutalen Bluttat war, die klar auf Boranovic´s Geheiß hin ausgeführt wurde. Dennoch stehen fortan die von ihm gezeugten Söhne im Fokus des Ganzen. Jene wurden von ihren Müttern gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben und wohnen inzwischen in den USA. Ihre DNA würde die Behauptungen in stichhaltiger Weise bekräftigen, heißt es. Wirklich? Selbst mit positiven Vaterschafts-Test-Ergebnissen dürfte jeder Anwalt doch behaupten können, es sei einvernehmlicher Sex gewesen…
Mit den Identitäten und Aufenthaltsorten der beiden Kids (bzw. jungen Männern) bekannt: Warum ist niemand vorher mal auf die Idee gekommen, eine Blut- oder Haarprobe von ihnen einzuholen? Tja, so muss das jetzt nunmal “auf den letzten Drücker” passieren. Das Problem dabei: Um das zu verhindern, entsendet Boranovic postwendend seinen besten Killer Z (Roberto Sanchez), dessen “Spezialität” es ist, Körper komplett in Säure aufzulösen – was im Film als relativ schnell und unaufwändig möglich präsentiert wird – denn ohne Leichen keine verwertbaren Spuren. Wie ist Boranovic dazu in der Lage? Ein Wärter schmuggelt ihm unmittelbar nach seiner Ankunft ein Handy in seine Zelle, welches er in den folgenden Tagen häufiger nutzt sowie einfach unter seinem Kopfkissen aufbewahrt. Hochgradig glaubwürdig…
“Legacy” ist offenkundig nichts für “Mitdenker”. Für Leute, die auf ordentlich Action und/oder Spannung aus sind, jedoch auch nicht. Dazu aber später mehr. Jedenfalls gelingt es Z recht leicht, seine erste Zielperson aufzuspüren, sie beim Müll-Rausbringen zu betäuben sowie die Leiche anschließend dann “verschwinden zu lassen”. Als Gray in den Staaten eintrifft, ist ihm angesichts der Lage sofort bewusst, sich nun unbedingt beeilen zu müssen. Wird ein Team zur DNA-Sicherstellung in die Wohnung des ermordeten Teens geschickt? Nein. Egal. Auf zu Jake Kimber (Renton Pexa) – dem anderen Sohn – welcher mit seinen Eltern Sarah (Audrey De León) und Frank (Louis Mandylor) im US-Südwesten lebt. Dass er adoptiert wurde, haben sie ihm nie verheimlicht – allerdings weiß natürlich keiner was von seinen leiblichen Eltern…
Just in ihrem ländlichen Ferien-Domizil eingetroffen, brechen Jake und Frank stracks auf, um in der umliegenden Wildnis mit Pfeil und Bogen jagen zu gehen – Übernachtung unter freiem Himmel inklusive. Sarah indes bleibt zurück und kümmert sich u.a. ums Einkaufen – was ihr zum Verhängnis wird, als Z plötzlich auftaucht: Trotz ihrer Wehrhaftigkeit hat sie gegen den Hünen keine Chance. Da sie aber nichts preisgegeben hat: Wie nur soll Z die Männer nun bloß finden? Bei den “Pitch Meeting”-YouTube-Videos von Ryan George würde es an dieser Stelle heißen: “Super easy – barely an inconvenience!” Als Z Jake´s Laptop auf´m Schreibtisch erblickt und aufklappt, ist seine Social-Media-Webpage nämlich noch offen, auf der er seinen Freunden und Followern das genaue Gebiet mitgeteilt hatte, in dem er unterwegs sein würde…
Parallel dazu kommt es zwischen Gray und dem örtlichen Sheriff (Marshal Hilton) zum “obligatorischen Zuständigkeits-Gerangel” – welches aber beigelegt wird, als sie beim Haus vorbeifahren sowie drinnen “Hinweise auf einen Kampf” entdecken. Zurück in der Stadt, begibt sich der Sheriff zügig daran, einen Helikopter zu organisieren – was sich wegen eines Waldbrands in einer benachbarten Region jedoch schwierig gestaltet – während sein Sohn (Matt Valvardi als Deputy Bill) Gray und dessen FBI-Kumpel Butler (Ian Sharp) am nächsten Morgen hinaus ins felsige Umland begleitet, nachdem sie ebenfalls auf Jake´s Posting gestoßen waren. Werden sie Z zuvorkommen können – mit seinen mehr als 12 Stunden Vorsprung? Zum Glück hat Bill eine Drohne dabei und hatte Z in der Nacht das Lagerfeuer der Kimbers nicht erspähen können…
Es ist nun, dass “Legacy” seine Halbzeit-Marke überschreitet. Die zentralen Protagonisten sind allesamt eingeführt und sozusagen “in Position”: Möge die Action beginnen – gern auch gepaart mit einem Spannungs-Anstieg (obgleich fairerweise anzumerken ist, dass der Film bis dahin nicht wirklich beklagenswert langweilig-lahm ist – nur halt relativ unbeeindruckend). In Addition zum betreffenden “Konfrontations-Szenario” wird sogar ein weiterer Faktor zur “Dringlichkeits-Steigerung” ins Spiel gebracht: Eingangs wurde thematisiert, dass Jake unter Hämophilie leidet – und somit dürfte es wohl niemanden überraschen, dass seine Blutgerinnungs-Medikamente kurzerhand zerstört werden, als Z seinen Angriff startet. Fortan könnte jede erlittene Verletzung dort draußen schnell für ihn akut lebensbedrohlich werden…
“Gehetzt-durchs-Ödland-Streifen” kennt man ja so einige – und das in unterschiedlichen Varianten: Siehe u.a. “Revenge” und “Beyond the Reach“. Ein anderes Werk dieser Art, das mir in den Sinn kam, ist “the Archer” – schließlich jagen Frank und Jake mit Bögen und wird vor ihrem Aufbruch extra auf brandneue Pfeilspitzen (mit fiesen Widerhaken) eingegangen. Man kann also erwarten, dass jene entsprechend zum Einsatz kommen werden. Pustekuchen! Genau ein Pfeil verschießt Jake auf einen Gegner – und trifft jenen nicht einmal. Im Vorfeld wird übrigens auch nie irgendein Tier (potentielle Beute gemäß ihrer eigentlichen Absicht) gezeigt. Zumindest sind die Landschaften der Dreh-Locations (um Los Angeles herum sowie im mexikanischen Bundesstaat Baja California) schön anzusehen…
Ähnlich eigenwillig: Nach dem ersten Mord schneidet sich der Killer seine längeren Haare zu einer Glatze hin ab – wodurch ein großes tätowiertes Z auf seinem Hinterkopf sichtbar wird. Für den nahezu kompletten restlichen Verlauf trägt er dann aber stets eine Wollmütze. Tja. Obendrein verfügt dieser gefühlsarm-fies-brutale Kartell-Täter über eine “menschlich-sanfte Seite” – denn in ruhigen Momenten schaut er sich mit herzlichem Stolz immer mal wieder Videos seiner Tochter daheim am Klavier an – worüber hinaus wir ihm im Rahmen einer Rückblende (überflüssigerweise) beim Cookie-Essen beiwohnen. Der Kubaner Roberto ‘Sanz’ Sanchez (“Night of the Sicario“) verkörpert ihn “annehmbar zweckdienlich” – vorrangig dank seiner einschüchternden Statur. Leider mangelt es ihm an Ausstrahlung und Agilität…
Ein zentrales Thema in “Legacy” ist Familie bzw. in jenem Zusammenhang existierende Beziehungs-Ausprägungen: Aufgrund seines Jobs bekommt Gray seine oft mehrere Wochen am Stück nicht zu Gesicht – was für beide Seiten nicht gerade leicht ist – der Sheriff und sein Deputy sind Vater und Sohn, Z hat ein Kind, das er vermisst, Boranovic droht sein “Spross” zu seinem Verhängnis zu werden und die Kimbers durchleben gemeinsam eine Extrem-Situation. Unabhängig dessen, dass sie “nur” seine Adoptiv-Eltern sind, lieben Sarah und Frank Jake vollumfänglich. Zudem ist es ihnen egal, dass er mit jemandem wie Boranovic verwandt ist – zu welchem Jake (nach Erfahren des Ganzen) wiederum auch keinerlei Kontakt wünscht. Seine leibliche Mutter (Sylvia Milu) würde er dagegen aber schon mal kennenlernen wollen…
Für ein B-Movie wie dieses gehen die Performances alles in allem in Ordnung: Als Ex-Soldat Frank wurde Louis Mandylor (“Debt Collectors“) mimisch am meisten gefordert – u.a. im Bereich des Vermittelns von Sorge, Wut und Bandscheiben-Problemen – Luke Goss (“Paydirt“) spielt seinen Part auf die von ihm übliche abgeklärt-toughe, simultan förmliche wie coole Weise und Audrey De León (“In Tune”) macht das Beste aus ihrer limitierten Screen-Time. Als Jake verbleibt Renton Pexa (TV´s “American Horror Story: 1984”) indes “blass”, agiert Matt Valvardi (“Poseidon´s Crush”) als Bill nicht sonderlich gut und sind in Nebenrollen überdies noch Darsteller wie Ian Sharp (“Code of Silence”), Marshal Hilton (“the Perfect Weapon“), Alain Mora (“Your Move“) und Elya Baskin (“2010: The Year we make Contact“) mit von der Partie…
Bei der umfassenden “Oberflächlichkeit” der Vorlage (Plot und Charaktere) hätte der Film auf jeden Fall effektivere Action und Suspense aufbieten müssen, um das Publikum befriedigender bei Laune zu halten. Handwerklich haben Frazier und sein Cinematographer Edgar Luzanilla (“Irreconocible”) solide Arbeit abgeliefert – doch neben einzelnen Scharmützeln, bei denen ständig klar ist, wer als nächstes “ins Gras beißen” wird, gibt´s ebenso eine Menge Rumgelaufe sowie das Tempo regelmäßig drosselndes Gerede. Und dann auch noch so etwas: Aus wer weiß welchen Gründen ist Z der einzige mit ‘nem Handy dabei – mit dem er irgendwann zwei Mann zur Verstärkung anfordert. Einer gerät nach seiner Ankunft prompt in ein Shootout mit Gray und wird getötet – komplett off-Screen! Man hört bloß Schüsse und sein Aufschreien…
Des Weiteren haben mich spezielle Entwicklungen im finalen Drittel unweigerlich zum Augenrollen animiert sowie durchaus gar ein wenig verstimmt: Überraschenderweise macht sich bei Z nämlich plötzlich “sein Gewissen” bemerkbar – was nie nachvollziehbar-vernünftig erklärt wird – tritt er Gray in der Hoffnung auf ein Mano-a-Mano-Duell unbewaffnet gegenüber und wird einem am Ende zusätzlich noch zu verkaufen versucht, dass eine Person einfach mal rund 60 Stunden bewusstlos in einem Komposthaufen-Verschlag verbracht hat, ohne zwischendurch mal aufgewacht zu sein oder gesundheitliche Schäden davongetragen zu haben. Somit erhält man bei “Legacy” anstelle eines flotten Action-Thrillers insgesamt nichts weiter als banale, mitunter zu gesprächige sowie punktuell recht unglaubwürdige Genre-Kost geboten…
Hierzulande ist “Legacy” auf DVD und BluRay erhältlich.
Stefan Seidl
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Copyright der “Legacy” Cover-/Postermotive und Pics: Premiere Ent. Group / Badhouse Studios Mexico / Sharp House / ITN Distribution (US) / Lighthouse Home Ent. (D)__ Infos zur dt. VÖ: Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay: ja/ja
Tagged as: Audrey De León, Elya Baskin, Legacy, Louis Mandylor, Luke Goss, Matt Valvardi, R. Ellis Frazier, Renton Pexa, Roberto 'Sanz' Sanchez, Tödliche Jagd
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